T2 - UNWETTERKATASTROPHE mit MENSCHENRETTUNGEN
Die noch vor ca. einer Woche verlautbarten Niederschlagsprognosen für Niederösterreich, ließen zwar nichts Gutes erwarten, aber wurden vielleicht vielerorts mit dem Gedanken „wird schon nicht so schlimm werden“ abgetan.
Wie man Tage danach eines Besseren belehrt wurde, stand unser Bundesland innerhalb von 24- Stunden unter Wasser und vielerorts spielten sich menschliche Schicksale und Tragödien ab.
Werte Bevölkerung – hier wollen wir Ihnen auszugsweise die anstrengende und kräfteraubende Tätigkeit unserer Feuerwehr der letzten Tage vor Augen führen.
14. September 2024 – 1. Katastrophentag: Zunächst beschäftigte uns im Ortsteil OBERZWISCHENBRUNN der sogenannte „Saubach“ mit seinem Unwesen. Wie die nachfolgenden Bilder zeigen, entwickelte sich ein über das Jahr kaum vorhandene Gerinne, innerhalb von nur zwölf Stunden zu einem reißenden „Wildbach“ und hinterließ auch an der öffentlichen Infrastruktur, nicht zu übersehende Schäden.
Konzentrierte man sich zunächst auf das Schützen von Objekten durch umfangreiche Sandsackverbauungen, wurden im Anschluss durch Pumparbeiten versucht dem „Saubach“ seine momentane Mächtigkeit zu brechen. Jedoch musste dieses Unterfangen nach geraumer Zeit, durch den markanten und nicht vorhersehbaren Anstieg des Gerinnes aufgegeben werden. Um das Geschriebene zu veranschaulichen, einige Bilder der Entwicklung.
Zu dramatischen Szenen kam es auch, wie uns aus Oberzwischenbrunn Notrufe ereilt haben, aus denen abzuleiten war, dass sich Personen in bedrohlicher Situation befinden. Jedoch konnten die hilfesuchenden durch unsere Mittel nicht erreicht werden. Durch den Einsatzleiter wurde die NÖ Wasserrettung angefordert. Die nach kurzer Zeit eingetroffen war und mit entsprechender Ausrüstung, zu den Eingeschlossenen vordringen konnte.
Nach Abwägung der Situation konnten die Betroffenen zunächst beruhigt werden, worauf sie sich entschieden in ihrem Anwesen zu verbleiben.
Am 2.Tag der Katastrophe ereilten uns vermehrt auch Notrufe von eingeschlossene Personen in Häusern oder (unverständlicher Weise!!!) in Kraftfahrzeugen. Dadurch konnten von unserer Mannschaft durch aufopfernden Einsatz, eine Vielzahl von gefährdeten Personen aus ihrer bedrohlichen Lage befreit werden.
Der 3. Katastrophentag begann mit dem ordnen der nicht mehr zeitkritischen Einsätze und deren sukzessiven Abarbeitung. Vorwiegend handelte es sich dabei um Auspumpen vollgelaufener Kellergeschoße……und ein Ende unserer Arbeiten ist noch nicht in Sicht. Zu einem zeitkritischen Vorfall ist es jedoch an der südlichen Grenze unseres Einsatzgebietes gekommen. Hier kam es zu einem Bruch des Traisendamms. Zusammen mit örtlichen Feuerwehrkräften und Hubschraubern des ÖBH, wird mit Nachdruck an der Behebung des Schadens gearbeitet.
….leider dürfen an dieser Stelle auch nicht an unsere Standartarbeit fehlen.
Im Laufe des Tages spitzte sich die Lage durch den Anstieg des Wasserstandes in der Traisen dramatisch zu. Gegen 14.30 Uhr wurde die Leitung des Campingplatzes informiert, dass die Benutzer des Campinggeländes anzuweisen sind, das sich die Lage zuspitzt und sie eine Teilräumung des Platzes bedenken sollen.
Um 16.07 Uhr ereilte uns der nächste dramatische Einsatz für den Ortsteil Pottenbrunn. Hier soll sich eine betagte und an den Rollstuhl gefesselte Frau, bei steigendem Wasserspiegel in einem Haus eingeschlossen sein. Nach kurzer Zeit waren wir mit unserem HLFA und LF Vorort. Durch einen kräfteraubenden Einsatz konnte die korpulente Dame aus der Zwangslage befreit und der Rettung übergeben werden.
Es folgen eine Vielzahl von Einsätzen im eigenen Einsatzbereich, wobei es vorwiegend galt, die Bevölkerung bei der steigenden Grundwassersituation zu unterstützen. und eine weitere Entwicklung wie z.B. in der NV Arena einzuschätzen.
Des Weiteren wurden in den Abendstunden noch mehrere Pellets – Lagerräume leergeräumt um höheren Schaden abzuwehren.
Wie die Bilder zeigen, auch kein leichtes Unterfangen.
Zum allgemeinen Information: Die Einsätze, die an uns durch die BAZ (BezirksAlarmZentrale) weitergeleitet wurden, oder Hilfesuchende sich direkt oder telefonisch an uns gewandt haben, wurden zusammen mit dem Einsatzleiter, Kdt. HBI Grössenbrunner P. und der im Feuerwehrhaus eingerichteten Einsatzleitung, nach Dringlichkeit disponiert.
Bis in die späten Abendstunden erreichten uns immer wieder zeitkritisch abzuarbeitende Einsätze. So galt es, in zwei Gewerbebetriebe aufschwimmende Öltanks zu sichern.
Des Weiteren wandte sich der Firmeninhaber einer großen traditionsreichen Firma mit einem dramatischen Hilferuf an uns. Dabei stellte sich die dramatische Lage dermaßen dar, dass durch massiven Grundwassereintritt, die Stromversorgung des Betriebes gefährdet war. Durch unsere rasche Intervention konnte die drohende Gefahr gebannt werden. Somit wurde nicht nur großer Schaden von Gewerbebetrieb abgewandt, sondern auch das Stromnetz in Teilen von Ratzersdorf gesichert. Ein arbeitsreicher Tag neigte sich gegen 23.45 Uhr zu Ende.
Katastrophentag Nummer 4:
Aufgrund der umfangreichen und weitläufigen Schadenslage wurden wir am 4. Einsatztag durch einen KHD- Zug aus Gänserndorf mit Manpower und Sondergerätunterstützt (KatastrophenHilfsDienst).
Um der Schadenslage entsprechend Herr zu werden, kam der Zug in Ratzersdorf und Zwischenbrunn zum Einsatz. Das Sondergerät, insbesondere eine Sonderpumpanlage mit einer Förderleistung von 200m³ pro Stunde, leistete hervorragende Dienste.
Ein arbeitsreicher Tag Nummer 4, hat sich nach abarbeiten sämtlicher Einsatzaufträge, in den Abendstunden zur Neige gelegt.
An dieser Stelle darf sich die FREIWILLIGE FEUERWEHR RATZERSDORF, bei der Bevölkerung und den ansässigen Firmen für die übergebenen Getränke- und Verpflegungsspenden bedanken. In schwierigen Zeiten, ein Zeichen der Wertschätzung unseres unermüdlichen Einsatzes.
Am sechsten Tag, nachdem die “Sintflut“ über unser Bundesland hereingebrochen war, wollen wir als Ihre FREIWILLIGE FEUERWEHR St. Pölten-Ratzersdorf, eine vorläufige Zwischenbilanz über das Einsatzgeschehen ziehen.
So wurden über die gesamte Einsatzzeit
65 Einsätze von
75 Feuerwehrmänner/-frauen abgearbeitet, die dabei
1380 Einsatzstunden leisteten.
Dabei wurden 6 Menschen aus lebensbedrohenden Lagen gerettet und Sachwerte in unbekannter Höhe geschützt bzw. gesichert – oftmals unter äußerst gefährlichen Situationen. Leider mussten wir auch einen verletzten Kameraden beklagen – auf diesem Wege alles Gute für seine Genesung.
Und wenn sie jetzt den Rechenstift zur Hand nehmen, werden sie zum Schluss kommen, dass Schlaf für unsere Einsatzcrew in den letzten Tagen zur Mangelware wurde.
Eine Katastrophenlage wie die der letzten Tage, verlangt nicht nur von der Mannschaft vollen Einsatz, sondern auch vom Einsatzleiter volle Entscheidungskraft – das oftmals unter enormen Stress.
Wie angeführte Zahlen und Fakten zeigen, waren wir im VOLLEN EINSATZ. Es war aber, insbesondere in Ratzersdorf, aufgrund der Grundwassersituation nicht möglich, jeder Anforderung – zum Keller auszupumpen – nachzukommen.
Werte Bevölkerung aus Ratzersdorf und Zwischenbrunn – wenn sie diese Zeile gelesen haben, werden Sie auch verstehen, dass Anforderungen leider oftmals abgelehnt werden mussten.
PS: Da ich mich als Verfasser dieses Berichtes auch schon zu den „alten Hasen“ zählen darf, erlaube ich mir auch zum Ausdruck zu bringen, auf DIESE MANNSCHAFT STOLZ SEIN ZU DÜRFEN, denn wir wurden einer, in der Geschichte unsere Feuerwehr noch nie dagewesene Schadenslage nur durch Teamgeist, Herr der Lage!!!
Ein GROSSES DANKE gebührt an dieser Stelle auch der GASTSTÄTTE Keferböck mit ihrer Wirtin Anna DATZINGER, die uns in der herausfordernden Zeit vorbildlich verpflegt hat und somit die Einsatzmoral wesentlich gestärkt hat.
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